Autismus-Spektrum-Störungen
Der Bereich der Autismus-Spektrum-Störungen ist sehr umfangreich. Allgemein bekannt ist das Asperger-Syndrom. Hierbei handelt es sich um eine komplexe syndromale Erkrankung im Sinne einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung von Geburt an. Betroffene zeigen eine Beeinträchtigung der sozialen Interaktionen, starke Rituale, impulsiven Handlungen bei Unterbrechungen von Routinen oder selbst beruhigende stereotype (wiederholende teils komplexe) Bewegungen.
Die Intelligenz ist nicht selten in speziellen Bereichen hoch (Inselbegabung). Die Sprachentwicklung ist in der Regel nicht verzögert, sondern oft sogar früh entwickelt und von einer hohen formalen Qualität mit breitem Wortschatz geprägt. Als sich später entwickelnde Störungen treten gehäuft Phobien jeder Art, Depressionen und Zwangsstörungen auf.
Das Asperger-Syndrom ist allerdings nur ein kleiner Ausschnitt aus dem gesamten Spektrum. Autistische Störungen sind dadurch charakterisiert, dass die emotionale Empathiefähigkeit der Betroffenen herabgesetzt ist und es ihnen sehr schwerfällt, zu erkennen, was der Andere fühlt oder ausdrücken will. Diese Patienten können andere Personen emotional weniger stark spüren oder gehen gar rein sachlich und analytisch mit Situationen und Personen um. Es liegt eine Störung der Fähigkeit vor, Gefühle, Bedürfnisse, Ideen, Absichten, Erwartungen und Meinungen Anderer zu vermuten und diese in der eigenen Person wieder zu erkennen.
Kommunikationsschwierigkeiten und Missverständnisse sind hierbei schnell möglich. Zu erkennen, was der Andere „zwischen den Zeilen“ sagen will, gelingt den Betroffenen kaum. Vielmehr müssen diese Patienten durch soziales Situations- und Interaktionstraining durch Beobachtung lernen, wie man sich in bestimmten sozialen Situationen verhalten würde, da sie diese nicht oder nur vermindert „spüren“ können.
Das breite Spektrum der Autismus-Störungen ist formal durch eine Störung der sozialen Interaktion (Vermeidung von Blickkontakt), motorische Ungeschicklichkeit sowie Koordinationsstörungen, Entwicklung einer grammatisch und stilistisch hochwertigen Sprache („kleine Professoren“), Spezialinteressen (wie z.B. in technischen oder naturwissenschaftlichen Gebieten) und ritualisierten Handlungen (äußere Umgebung und Tagesabläufe möglichst gleichbleibend gestaltet) gekennzeichnet.
Diese Patienten sind nicht selten in Spezialgebieten hoch versiert, zielstrebig und zeigen allenfalls eine dezente Lernverzögerung und Entwicklungsstörung in der Kindheit. Die Entwicklung kann aber auch nahezu unauffällig sein. Oft sind Betroffene sehr pragmatisch, sehr direkt und verletzen nicht selten ihre Mitmenschen durch unangepasste Äußerungen. Leider können sie die direkten Konsequenzen ihres Handelns bei anderen aber nicht verstehen.
In unserer Praxis in Potsdam bieten wir eine umfassende testpsychologische Diagnostik und versuchen in der Sprechstunde wie auch in Einzel- und Gruppentherapien, Lösungsmöglichkeiten für begleitende Angst- und depressive Störungen zu erarbeiten. Eine unterstützende medikamentöse Behandlung ist optional möglich. Eine ausführliche Aufklärung über psychopharmakologische Auswirkungen ist uns hierbei sehr wichtig.